Schreiben als Lebenskunst
„Writing exists not to be wasted on the air like speech, but to be committed to permanence.“
Joe Moran, First You Write a Sentence
„Ein Bild ist keine Geschichte.“
Tilmann Köppe, Tom Kindt, Erzähltheorie
Schreiben, Klugkeit und Glück. Die eigene Stimme finden und sagen, was man will. Als therapeutische Satire, als Selbstbehauptung, als „Voice“, als Artikulation eigener Interessen, als Reise ins Glück einer schönen Geschichte.
Schreiben ist immer mehr als Schreiben. Alle, die es ohne Vorbehalte tun, wissen das. Morning Pages und Tagebücher verwandeln sich gelegentlich in das große Buch vom eigenen Leben. Der Kopf ist voll, die Gedanken suchen Ausdruck. „Ich schreibe, um herauszufinden, worüber ich nachdenke“, verrät uns der Dramatiker Edward Albee.
Schreiben macht klug, ordnet die Gedanken und macht glücklich. Es kalibriert das Gemüt und weckt verborgene Schöpferkräfte. Schreiben kann uns retten vor der lebensgefährlichen Verkühlung der heutigen Gesellschaft (Rolf Johannsmeier) – wenn wir uns wieder ins Leben schreiben, die eigene Stimme finden und unmissverständlich sagen, wer wir sind und was wir wollen.
Die Themen verlassen den einfachen Ratgeber-Horizont, suchen Seitenpfade, gehen raus aus der Konvention. Wann ist das letzte gute Buch über Anarchie erschienen? Wer fasst sich ein Herz und schreibt ein neues Buch über das Recht auf Faulheit wie einst Paul Lafargue, schreibt gegen die Effizienzdelirien des „rasenden Stillstands“ (Paul Virilio) oder ein Buch gegen die Gewalttätigkeit, die neuerdings so salonfähig ist?
Schreiben als Lebenskunst heißt auch, dass das Buch womöglich der Weg ist und vielleicht später erst das Ziel.
Es ist so oder so eine Reise ins Abenteuer, die die Grenzen zwischen Glaubhaftem und Unglaublichem, Wunderbarem und Tatsächlichem verwischen darf. Es ist immer erlaubt, das Unmögliche zu denken – und dann auch schreiben.
Schreiben als Lebenskunst heißt, sich niemals und vor niemandem dafür zu rechtfertigen, dass man schreibt.
Das schönste Buch, das je über das Schreiben geschrieben wurde:
Joe Moran, First You Write a Sentence, London 2018 (und damit will ich es hier vorerst auch belassen.)
Gute Bücher
Die schreibende Sexroboterin – Pygmalion und kein Ende