Das gute Sachbuch

Die Bücher, die ich Ihnen hier ans Herz lege, sind eine Mischung aus guten Beispielen für gute Bücher, Praxishinweisen und schieren Leseempfehlungen zu bemerkenswerten Werken. Selbstverständlich ist die Auswahl vollkommen subjektiv und hat nichts mit „Bestenlisten“ oder sonstigen Wettbewerben zu tun. Den meisten Titeln ist aber gemeinsam, dass sie etliches von dem, was uns im Leben so umtreibt, gegen den Strich bürsten.

Die Zusammenstellung wird laufend erweitert.
Falls Sie den Zusammenhang zum Thema Biografie suchen: Biografien sind Sachbücher, die aus diesen Beispielen Wertvolles schöpfen können. Aber nur ein wenig Geduld. Bald wird es hier auch ein Kapitel “Biografie” geben.

Aufklärung

Haben Sie etwas zu verbergen?

Massimo Bognanni, César Rendueles, David Talbot, Robert Newman

Bücher, die einen Blick hinter die Kulissen werfen, die etwas ans Licht bringen, was andere geheimhalten wollten, die uns aufklären über finstere Machenschaften, landen mit schöner Regelmäßigkeit auf den Bestsellerlisten. Allerdings ist der Weg dahin kein Spaziergang. Wer sich mit heiklen Themen befasst, die womöglich mächtige Interessen berühren, hat keinen Spielraum, was die Genauigkeit der Recherche angeht – wenn es um reale Ereignisse geht. Eine andere Art der Aufklärung ist es, scheinbar bekannte Sachverhalte aus einer völlig neuen Perspektive zu betrachten und vermeintlich sicheres Wissen gegen den Strich zu bürsten.
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Lebensdienliches Wissen ...

... und sein Gegenteil

Ronald Purser, Elisabeth Wehling, Susanne Weiss

Self-Improvement, Feel-good, Molekularernährung – Ratgeber zu einem irgendwie besseren Leben drängen sich gegenseitig von den Regalen. Die Wellness-Industrie macht Milliarden, Coaches, die sonstwas versprechen auf dem Weg zur „inneren Mitte“ machen gute Geschäfte, und die Effizienz-Apostel erklären uns, wie wir in 30 Tagen Millionär werden können. Das ganze Leben wird zum Projekt, sein Kern gerät dabei unweigerlich aus den Augen.
Ein Großtrend der letzten Jahre ist bei alledem eine „Haltung“ namens „Achtsamkeit“. Alles wird gut, wenn ich nur achtsam arbeite, atme, esse, tanke … Unternehmen engagieren Coaches für Achtsamkeit als Allheilmittel gegen Stress, ja sogar beim Militär kann man neuerdings achtsam Kanonen abfeuern und Bomben werfen. Achtsame Arbeitnehmer halten dem Dauerdruck der Hochleistungsgesellschaft besser Stand, achtsame Geschosse …
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Lebenskunst

Es gibt immer eine Alternative

Joe Moran, Carl Honoré, Epikur, Paul Lafargue, James C. Scott, Martha Carli, Tom Hodgkinson

Es ist so eine Sache mit der Lebenskunst. Von den einen verpönt, weil sie die neoliberalen Exzesse und Effizienzdelirien stört, von den anderen in allen möglichen Ratgebern auf eine Art Micky-Maus-Format geschrumpft, die am Ende das sind, was Ronald Purser (siehe „Lebensdienliches Wissen“) in seinem erhellenden Buch „McMindfulness“ beschreibt.
Wer zu einem guten Maß an Lebenskunst gelangt ist, lässt sich nicht mehr so leicht von den Trivialitäten erschrecken, die manche Leute aus die „großen Themen“ der Zeit aufplustern (und sich selbst gleich mit). Sie lassen sich auch nicht davon einschüchtern, „Versager“ oder „gescheiterte Existenzen“ genannt zu werden. Sie wissen es besser.
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Schreiben als Lebenskunst

„Writing exists not to be wasted on the air like speech, but to be committed to permanence.“
Joe Moran, First You Write a Sentence

 „Ein Bild ist keine Geschichte.“
Tilmann Köppe, Tom Kindt, Erzähltheorie

Joe Moran (erst einmal)

Schreiben, Klugkeit und Glück. Die eigene Stimme finden und sagen, was man will. Als therapeutische Satire, als Selbstbehauptung, als „Voice“, als Artikulation eigener Interessen, als Reise ins Glück einer schönen Geschichte.
Schreiben ist immer mehr als Schreiben. Alle, die es ohne Vorbehalte tun, wissen das. Morning Pages und Tagebücher verwandeln sich gelegentlich in das große Buch vom eigenen Leben. Der Kopf ist voll, die Gedanken suchen Ausdruck. „Ich schreibe, um herauszufinden, worüber ich nachdenke“, verrät uns der Dramatiker Edward Albee.
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Schreiben auf Reisen

Werkzeuge und Handwerk für die horizonterweiternde Beschreibung der Welt – in der Ferne, in der Nähe, in der Fantasie.

Bettina Baltschev, Ryszard Kapuściński, Hanns-Josef Ortheil

In die Ferne schweifen oder das Schöne und Rettende im Vertrauten entdecken oder eine ganze Welt erfinden – Reisen und Schreiben gehören seit jeher zusammen. Als freundliche Schwestern vermögen sie magische Momente zu schenken, ungeahnte kreative Kräfte zu wecken und wie nichts anderes den oft erlösenden Perspektivwechsel zu befördern. Sie helfen, aus Seh- und Denkgewohnheiten herauszutreten und sich einzulassen auf Unbekanntes, ohne zu vergleichen und ohne zu urteilen.
Das Schreiben auf Reisen ordnet Gedanken und Eindrücke und hilft, die neuen Eindrücke zu verarbeiten. Es verankert die Bilder grandioser Orte, bezaubernder Momente und besonderer Menschen tief im Gedächtnis. So ist es mit allen Bildern, die man schreibend selbst produziert hat – anstatt sie nur zu konsumieren.
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Weltbilder

Und andere Selbsttäuschungen

David Graeber und David Wengrow, James C. Scott, Bruno Latour, Joseph Meeker, Martha Carli

Wir haben alles in allem die unangenehme Angewohnheit, alles, was wir sind, wie wir Dinge tun, was wir denken und zu wissen glauben, wie wir Politik machen, Wirtschaft und Gesellschaft gestalten, sei irgendwie „natürlich“ und hätte im Laufe der Weltgeschichte genau so kommen müssen. Wir halten uns für zivilisiert, während wir bei anderen gern Folklore mit Kultur verwechseln, und sind uns sicher zu wissen, was „der“ Mensch sei. Die einen bevorzugen Hobbes, die anderen Rousseau.
Das ist natürlich alles Unsinn, was wir wissen könnten, wenn wir einmal genau hinsähen und ein wenig Überheblichkeit ablegten. Dann verstünden wir ziemlich schnell, dass die Bilder, die man uns malt, nicht sehr viel mit der Wirklichkeit zu tun haben und dass alle unsere Weltbilder, in denen wir es uns mit unseren ergaunerten Gewissheiten bequem gemacht haben, von vorne bis hinten getürkt sind.
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