Thorsten Dambeck ist Sterngucker seit frühester Jugend. Später machte er die Passion zum Beruf. Das geschah, als er nach Physikstudium und Promotion eher zufällig seine zweite Leidenschaft entdeckte – das Schreiben. Aufklärung mit Genuss über Kosmos und ferne Welten ist seither sein Metier.
Ich sprach mit ihm und erfuhr, wie er sein Schreibhandwerk praktiziert und was David Bowie neuerdings am Rande des Sonnensystems tut.

Das muss in Worten gehen

Wie Thorsten Dambeck über das Universum schreibt

„Es ist ein tolles Gefühl, ein eigenes Buch in der Hand zu halten.“ Als Thorsten Dambeck dieses tolle Gefühl zum ersten Mal hatte, war er längst ein etablierter Wissenschaftsjournalist. „Die Titelstories am Kiosk zu sehen, ist wunderbar. Aber ein Buch? Das ist eine ganz andere Nummer.“
Akademisch gesehen ist Thorsten Dambeck promovierter Physiker. Der schreibende Mensch Dambeck sieht sich als Wissenschaftsjournalist, Buchautor und als leidenschaftlichen astronomischen Autodidakten. „Aber das seit 40 Jahren.“
Die Astronomie hatte schon den 12-Jährigen gepackt. Als er viel später als Referent für Energie- und Umweltpolitik im Bundestag einen Newsletter mit Beiträgen bestücken musste, entdeckte er die Kraft der Selbstwirksamkeit durch Schreiben. „Es ist außerordentlich befriedigend, einen eigenen Artikel veröffentlicht zu sehen“, sagt Thorsten Dambeck. „Wenn man dann noch gelobt wird, ist man verloren.“
Zu gegebener Zeit trafen die Leidenschaften Astronomie und Schreiben aufeinander. Wenn es um Gestirne, Raumfahrt und Kosmos geht, ist Thorsten Dambeck heute die erste Adresse für alle renommierten Journale. Die Anzahl seiner Hauptartikel ist dreistellig, zahllose weitere Beiträge über die Geheimnisse des Weltalls kommen hinzu.

“Dieses Buch bietet einen guten Überblick und einen guten Einstieg in die Astronomie.
Die Bilder sind einfach überwältigend und die Texte kurz, informativ und nicht zu theorielastig.”

Leserstimme zu “Sternenwelten”

*

SW „Sternenwelten“ ist Dein neuestes Buch über den Kosmos und ferne Welten. Entwickelt sich das Universum so, wie es soll, wie Mister Spock einmal behauptete?

Thorsten Dambeck Ich bin vielleicht nicht ganz so hellseherisch wie Mister Spock. Aber wie das Universum funktioniert und welche Kräfte die Sterne unserer Milchstraße zusammenhalten, kannst Du in meinem Buch schon erfahren.

Bei Deinem Überblick über die Erkenntnisse der Astronomen beginnst Du mit Claudius Ptolemäus und seinen schon zu seiner Zeit mitunter heftig umstrittenen Theorien. Warum diese historische Einordnung?

Ich halte es für wichtig, die Entwicklungen der Forschung zu zeigen und deutlich zu machen, in welchen historischen Kontexten ihre Begriffe entstanden. Jedes Wissen ist immer nur vorläufig, und das Eis, auf dem sich die Wissenschaft bewegt, ist schon manchmal sehr dünn. Mir liegt also daran, die Entwicklung und die Debatten nachzuvollziehen, nicht Dogmen oder Theorien abzubilden, die womöglich auch noch zu „Wahrheit“ stilisiert werden.

Wie schreibt man denn über so einschüchternd komplexe Dinge wie das Universum und dann noch über die verschlungenen Wege der Forschung? Welchen Ton muss man wählen? Wie erreichst Du das Publikum am besten?

Ein Buch oder ein Artikel über schwierige Sachverhalte muss auf jeden Fall unterhaltsam sein. Deshalb darf ich mich als Autor auch nicht dazu verleiten lassen, das Publikum mit meinem möglicherweise enormen Formelwissen zu traktieren. So etwas erstickt jede Begeisterung für die Sache im Keim.
Stephen Hawking hat einmal gesagt: ‚Jede Gleichung in einem Buch halbiert die Verkaufszahlen.’ Wenn aber doch einmal Zahlen oder Formeln unverzichtbar sind, ist es wichtig, sie in konkrete Bezüge einzubetten. Im Grundsatz gilt aber:
Das muss in Worten gehen.

Von Stephen Hawking zu Stephen King. Der erklärte in Richtung zukünftiger Buchautoren: „Wer Bücher schreiben will, muss viel lesen und viel schreiben. Es gibt da keine Abkürzung“. Worauf lasse ich mich denn überhaupt ein, wenn es ‚in Worten gehen muss’ und schließlich ein Buch werden soll?

Ein Buch wird einen lange beschäftigen. Es hält einen in Atem, und es gibt Monate echter Knochenarbeit. Dann heißt es: Möge die Kraft mit Dir sein – und eine innige Verbindung zum Thema. Ein starker emotionaler Impetus hilft einem durchzuhalten.

Das Herzblut trägt?

Unbedingt! Und am Ende ist die Belohnung riesengroß. Abgesehen von der Befriedigung, so ein Werk auf die Beine zu stellen, wirkt sich ein Buch auch hervorragend auf die eigene Reputation aus. Ich schreibe seit 20 Jahren in allen guten Zeitschriften. Aber als Buchautor habe ich ein ganz anderes Standing.
Übrigens habe ich die Erfahrung gemacht, dass Leser sehr wohl die Herzblutschreiber, die mit Leidenschaft bei der Sache sind, von denen unterscheiden können, die zwar auch technisch passable Bücher hinbekommen. Die einen können die Leser wirklich begeistern. Die anderen nicht.

Was rätst du Menschen, die wie Du sehr viel wissen, ihr Wissen mit uns teilen wollen, aber keine Idee haben, wie sie das anstellen sollen. Zum Beispiel, weil sie nicht schreiben können.

Der erste Schritt ist immer, sich anzusehen, was es schon gibt und tatsächlich viel zu lesen. Dabei kann man herausfinden, was einem gefällt und was man auch gern können möchte. Man darf sich auch mal was abgucken, das Handwerk natürlich, nicht den Inhalt.
Ein anderer wichtiger Punkt ist, die eigene Buchidee so konkret wie möglich zu formulieren. ‚Irgendwas mit Astronomie’ reicht nicht.

Falls ich mich nun entschieden habe, ganz konkret über die Rückseite des Mondes zu schreiben, wie fange ich ganz praktisch an?

Stell Dir eine vorläufige Gliederung zusammen, lass Dir Zeit damit und meißele nichts in Stein. Die Gliederung soll Dir erst einmal als Anhaltspunkt dienen, welchen Stoff Du für Dein Buch sammeln musst.

Ich habe also jetzt meine konkrete Idee, meine Stoffsammlung und eine Gliederung. Was ich nicht habe, ist Schreibpraxis. Was tun?

Ausprobieren. Schreib einfach mal im Zielgenre los und überlege anschließend, was gut lief und was nicht. Such Dir Testleser und frage sie, wie die ersten Versuche bei ihnen ankommen.
Einen Rat habe ich noch für Sachbuchautoren in spe, die direkt aus der Forschung kommen: Wissenschaftliches Schreiben zählt nicht. Man muss es sich im Gegenteil schnellstens aus den Kleidern schütteln und sich mit dem grundständigen Handwerk beschäftigen.
Wer das Schreiben systematisch lernen will, sollte sich Profihilfe holen.

Der Wissenschaftsbetrieb

Thorsten Dambeck kennt den internationalen Wissenschaftsbetrieb. Für viele im deutschen Umfeld sind populäre Publikationen für ein nicht-fachliches Publikum immer noch gleichbedeutend mit dem Untergang des Abendlandes und dem Hochverrat am reinen Geist der Wissenschaft. Es ändert sich zwar, aber zu langsam. „Umso wichtiger ist es, im Interview souverän als Profi-Journalist aufzutreten und nicht die eigene akademische Qualifikation vor sich herzutragen“, findet Thorsten Dambeck. Andernfalls könnte der Interviewpartner leicht der Versuchung erliegen, ein hermetisches Fachgespräch zu führen, anstatt sich die Mühe zu machen, verständlich zu denken und zu sprechen.
Der erfahrene Autor weiß, welche Chancen man sich mit dieser wenig offenen Haltung vergibt. Seit Jahren beklagen Forschungs- und Bildungseinrichtungen mangelndes Interesse an MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik). Doch wer selbst nicht glüht, kann bei niemandem einen Funken entfachen. Dambeck vermisst bei deutschen Forschern auch eine demonstrative Begeisterung für das eigene Fach. „Wenn ich Menschen begeistern kann, sind sie auch eher bereit, sich sperriges Wissen anzueignen“, weiß der Autor. „Umgekehrt funktioniert das nicht.“
Im angelsächsischen Sprachraum ist das seit jeher anders. Die Größen der Astronomie schreiben Blogs und Artikel in Publikumszeitschriften, die mitunter auch zu Büchern werden. Dabei haben sie keinerlei Scheu, eine emotionale Ansprache zu wählen, verständliche Inhalte zu produzieren und die gelegentlich sogar noch mit Klang- und Kinoeffekten zu unterfüttern.

Spocks Planet - Oder kann man auf Vulkan leben?

Könnte Science Fiction helfen? „Auf jeden Fall!“, ist Thorsten Dambeck überzeugt. „Viele Physiker und Ingenieure, die ich kenne, sind Startrek-sozialisiert. Sie haben ihre Berufe gewählt, weil sie als junge Menschen Mister Spock oder Captain Picard in die Tiefen des Weltraums gefolgt sind und über „Heisenberg-Kompensatoren“ nachgegrübelt haben. Ich selbst habe mich einmal bei einer Recherche zu Exoplaneten gefragt, ob man auf Spocks Heimatwelt Vulkan wohl wirklich leben könnte …
Thorsten Dambeck hält es für möglich, irgendwann einmal vielleicht eine fiktive Geschichte zu schreiben.
Im Moment aber beschäftigt ihn für ein nächstes Buch die Suche nach dem neunten Planeten unseres Sonnensystems. Seit seiner Entdeckung 1930 hatte Pluto diese Ehre inne. 2006 wurde sie ihm wieder aberkannt. Seither fristet er ein bescheidenes Dasein als „Zwergplanet“. Vielleicht hätte es ihn erfreut zu erfahren, dass seine Verteidiger sich heftig wehrten gegen diejenigen, die für seine Verzwergung plädierten. „Aber was ist überhaupt ein Planet“, fragt sich auch Thorsten Dambeck. „Bei einer solchen Frage geht es um mehr als ‚nur’ astronomische Daten. Es geht immer auch um Begriffe und Weltbilder“, erklärt er. „Wie stellen Menschen sich den Weltraum vor und wie deuten sie, was sie sehen?“

Und Pluto? „Am Rande des Sonnensystem entdeckte man einen zweiten Asteroidengürtel“, erzählt der Autor. Pluto ist der größte dieser Brocken, und einige von Plutos Kollegen scheinen irgendwie unrund zu laufen. „Da muss noch etwas sein, etwas Größeres“, fasst Thorsten Dambeck die Vermutungen der Astronomen zusammen:

„Der neunte Planet?“

„Der echte neunte Planet.“

Und den suchen sie jetzt. Pluto darf übrigens seinen Namen behalten. Der Neue soll „David Bowie“ heißen – vielleicht.

There’s a starman waiting in the sky
He’d like to come and meet us
But he thinks he’d blow our minds …

Bücher von Thorsten Dambeck

Thorsten Dambeck
Sternenwelten.
Glanzlicher der Galaxis –
Leuchtende Nebel, Funkelnde Sternhaufen, Dunkle Geheimnisse
Kosmos 2020

Das Apollo-Projekt (Kosmos 2019)  –  Planetenwelten (Kosmos 2017)

Artikel von Thorsten Dambeck zum Nachlesen
Warum die Menschheit nicht zum Mars flog
Interstellares Objekt wich von seiner Bahn ab
Die Spur des verlorenen Diamant-Planeten