Hörer sollen zu Sendern werden. Brigitte Hagedorn wählte diese alte Forderung von Bertolt Brecht, um zu erklären, was sie bei ihrem Tun antreibt. Die Podcast-Spezialistin, Mentorin und Buchautorin unterstützt Menschen, die Kompetenzen und Wissen mit anderen teilen möchten, um wiederum andere zu inspirieren und weiterzubringen – als Teil eines großen Wissensnetzwerks.

Brigitte Hagedorn ist so freundlich, ihr Wissen übers Bücher schreiben mit mir und mit Ihnen zu teilen.

Diesen fantastischen Kurs ...

… haben wie zusammen auf die Beine gestellt.

Vom Podcast zum Buch und umgekehrt

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Hört, hört!

Brigitte Hagedorn und das Buch zum Podcast

Brigitte Hagedorn ist beflügelt von dem Gedanken, Wege des Wissens zu ebnen und das fein gesponnene Netz der Kenntnisse weiterzuknüpfen. Sie tut es, indem sie anderen zeigt, dass sie eine eigene Stimme haben – und wie sie diese Stimme hörbar machen können. „Schon in den 1930er Jahren erhob Bertolt Brecht die Forderung, dass jeder Hörer zum Sender wird“, erklärt Brigitte Hagedorn. „Heutzutage sind wir soweit. Es gibt Podcast.“

Die Podcasterin machte das Medium von Beginn an zu ihrem eigenen. Ihre Kenntnisse vermittelt sie in Seminaren und verschiedenen Mentoring-Formaten, in Blog und im Podcast – und in Büchern. Mit Podcast – Konzept, Produktion, Vermarktung legte sie eine umfassende praktische Anleitung fürs Podcasten vor. „Ich will mit dem Buch vor allem nützliches Wissen vermitteln“, beschreibt sie ihr Hauptmotiv. Träume vom großen Bucherfolg sind natürlich erlaubt. „Wir freuen uns alle, wenn unsere Bücher gut ankommen. Aber wer mit der Motivation herangeht, im Sachbuchbereich einen Weltbestseller landen zu wollen, wird möglicherweise enttäuscht.“

Einstimmung

Die meisten Buchautoren erinnern sich an ihr erstes Projekt. An die vielen Hürden, die Fast-Kapitulation vor dem Stoff, die ratlose Frage: Wie fange ich an?

Brigitte Hagedorn ist der strukturierte Typ. „Ich beginne mit der Gliederung, arbeitete sie aus und fülle sie auf.“ Doch was tun, wenn da erst einmal zu viel von allem ist und der Stoff sich partout nicht ordnen lassen will? „Fragen“, sagt Brigitte Hagedorn. Eine klare Leitfrage lenkt alles weitere Vorgehen in gute Bahnen. In Falle der Podcast-Spezialistin lautete sie:

Was muss jemand wissen, der praktisch podcasten will?

Die ordnungleitende Frage gehört zum Handwerkszeug guter Sachbuchautoren genau wie eine gute Recherche – auch im eigenen Wissensschatz. Die große Frage setzt den Rahmen, unterteilt in überschaubare Einheiten nähert sie sich Einzelaspekten und strukturiert den Stoff. „Oft ordnen sich die Antworten von ganz allein nach der Logik der Sache selbst“, sagt Brigitte Hagedorn, „und mit etwas Unterstützung des vorläufigen Inhaltsverzeichnisses hat man schon ein gutes Fundament geschaffen.“

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SW: Aber wo fange ich an, und wo beschließe ich die Recherche?

Brigitte Hagedorn: Vor allem muss man zielführend und verwertungsrelevant recherchieren. Mit ziellosem Sammeln verzettelt man sich leicht. Außerdem ist es oft genug ein Vorwand, den Beginn des Schreibens immer weiter vor sich herzuschieben.

Die Stärke Deines Podcast-Buches ist die gut ausbalancierte Verbindung von konzeptionellen mit technischen Grundlagen. Andere Titel trennen die Bereiche eher oder gewichten sie ungleich, um entweder den technischen oder den konzeptionellen Aspekt zu vertiefen. Warum hast Du Dich anders entschieden?

Wenn ich die Absicht habe, Menschen das Podcasten zu vermitteln, dann müssen sie es auch selbst realisieren können. Die fünf Schritte in meinem Mentoringprogramm sind Konzept, Technik, Produktion, Hosting und Vermarktung – und so vermittele ich mein Podcast-Wissen auch im Buch.

Wie findet man bei einem so umfassenden Ansatz die richtige Ansprache, ohne zu oberflächlich oder zu fachspezifisch zu werden?

Zuallererst gilt es, Begriffe zu erklären. Die Podcaster in spe müssen sinnvolle Fragen stellen und einschätzen können, worauf sie sich einlassen. Es gehört nicht unbedingt zum Alltagswissen, was ein Kondensatormikrofon ist oder was es mit einem Redaktionsplan auf sich hat.
Als Autorin muss ich natürlich einschätzen können, wie ich meine Leser ansprechen sollte und was an Informationen unverzichtbar ist. Gleichzeitig muss ich die Grenzen der Vertiefung kennen. Die Leser sollen ja keine Journalisten oder Toningenieure werden. Wer den einen oder anderen Aspekt vertiefen will, macht ohnehin weiter.

Du hast in Deinem Buch eine elegante Lösung gefunden, zu bestimmten Aspekten doch einmal auch in die Tiefe zu gehen.

Ich hatte das Glück, renommierte Expertinnen und Experten zu einigen Spezialthemen befragen zu können. Diese Interviews habe ich mit ins Buch genommen – was zugleich den Vorteil hat, dass die Leser auch einmal eine anderen Stimme „hören“.

Kommen wir zum Schreiben. Es gibt unendlich viele gute Gründe, es zu tun. Einen möglichen nannte vielleicht Friedrich Dürrenmatt, als er sagte: ‚Die Arbeit an der Sprache ist Arbeit am Gedanken.’ Findest Du Dich da wieder?

Aber ja. Die wichtigen Gedanken kommen beim Aufschreiben. Außerdem lerne ich jedes Mal dazu, wenn ich mein Wissen verschriftliche. Gedanken klären sich, und verschüttet geglaubtes Wissen kommt an die Oberfläche. Im Schreibprozess kann man erleben, wie sich zuvor verstreutes Wissens sozusagen in geordneter Reihe an die richtige Stelle setzt.

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Die Tücken der Planung

Bücher haben eine Eigenschaft, die so manchen Adepten des Schreibhandwerks überraschen wird: Sie leben. Nicht nur das Buch selbst, auch die Abläufe der Entstehung folgen manchmal einer eigenen Dynamik, die sich lächelnd wegdreht, wenn man versucht, sie in andere Bahnen zu zwingen. Solche Erscheinungen können sich schnell zu handfesten Hindernissen auswachsen. Für Menschen mit einer Neigung zu Schreibblockaden hat die Autorin einen Rat: „Es kann helfen, feste Schreibzeiten mit sich selbst zu verabreden.“ Ein Buch muss auch nicht um jeden Preis von vorn nach hinten geschrieben werden. Niemand ist gezwungen, das vierte Kapitel erst dann zu schreiben, wenn die drei davor fertig sind. Wenn Brigitte Hagedorn sich an den Schreibtisch setzt, betrachtet sie ihre Gliederung und fragt sich: „Was lacht mich denn heute an?“
„Aber selbst mit der besten Planung und Organisation kann man nicht alles im Vorhinein genau auszirkeln“, weiß die Autorin. Zu allem Überfluss tut auch das Publikum, was es will. Das geschriebene Wort kommt kaum jemals 1 : 1 beim Gegenüber an. „Mit Überraschungen sollte man immer rechnen“, sagt Brigitte Hagedorn. „Aber das muss man aushalten.“ Es hilft, sich souverän zu vergegenwärtigen, was man kann und was man weiß.
Dennoch braucht man schon vor dem Start des Buchprojekts eine klare Vorstellung von der angesteuerten Zielgruppe. Für Brigitte Hagedorn sind die Teilnehmer ihrer Weiterbildungsprogramme ein gutes Testpublikum. Viele von ihnen sind selbst „Wissensteiler“, die anderen etwas beibringen. „In meinen Kursen und beim Mentoring sammele ich Fragen und Anmerkungen. Das ergibt schon eine gute Grundlage.“

Vorlesen

Ist der Text einmal entstanden, muss er zeigen, ob er reif ist für die Veröffentlichung. Beim Schreiben selbst sollte man auf gleichzeitige Redaktion lieber verzichten. Es ist einer der direkten Wege in den Wahnsinn. Um die Lesetauglichkeit des Textes zu prüfen, empfiehlt Brigitte Hagedorn lautes Vorlesen. Schnell offenbaren sich logische Holperer und Brüche in der Konsistenz, und ganz von allein treten die stilistischen Ungetüme hervor, die einen Text gern aus dem Hinterhalt angreifen und ihn am Ende lahm, grau und unverständlich machen – Nebelgestalten wie Passiv- und Nominalstil-Monster, Bandwurmsätze, Schachtelsatzungetüme und Funktionswortgefüge. Ihnen zeigt man den Weg zu Tür, denn das lesende Gehirn hat einen untrüglichen Sinn für guten sprachlichen Rhythmus.
Wer bereits mit einem Verlag zusammenarbeitet, sollte sich ohnehin ab einem bestimmten Punkt vertrauensvoll in die kundige Obhut des Lektorats begeben.

Apropos Schreiben – ein Manuskript für den Podcast?

„Ausprobieren“, sagt die Podcasterin. Zukünftige Podcaster müssen herausfinden, ob sie frei sprechen können, ein Manuskript brauchen oder ob ihnen Stichworte genügen. „Ich selbst bin keine Freisprecherin“, sagt Brigitte Hagedorn. „Ich schreibe ein Manuskript und spreche den Text beim Schreiben mit, um mich mit ihm vertraut zu machen. Bei der Aufnahme klingt er dann nicht vorgelesen.“

Den Vorteil eines geschriebenen Manuskripts beschreibt Brigitte Hagedorn in ihrem Buch:

„Einige Podcaster transkribieren ihre Beiträge und stellen sie neben dem Hörbeitrag ebenfalls zur Verfügung. Häufig in den Shownotes, in den Notizen zur Sendung. Das freut die Suchmaschinen und die Besucher Ihres Blogs können selbst entscheiden, ob sie lesen oder hören möchten. Arbeiten Sie mit einem Manuskript, existiert der Lesetext vor dem Hörbeitrag und Sie sparen sich das nachträgliche Transkribieren. Sie wollen nicht den ganzen Text veröffentlichen? Dann können Sie aus diesem Text schnell und einfach die Shownotes erstellen.“

So oder so, auch ein frei gesprochener Podcast braucht Struktur. Und wieder bringt die Fragemethode den Podcaster weiter – in diesem Falle nicht nur bei der Ordnung des Stoffs, sondern auch beim Sprechen.

Brigitte Hagedorn erklärt, wie es funktoniert. Man tut so, als hätte gerade jemand eine Frage gestellt, die man nun beantwortet. Auf diese Art belebt sich das Sprechen, man ist fokussiert und den Hörern einen Riesenschritt näher. Man kann sich die Frage auch laut vorsagen oder es jemand anderen tun lassen. Aus der Aufnahme schneidet man diesen Teil am Ende einfach wieder heraus.

Kaum nötig zu erklären, dass Brigitte Hagedorn gute Hörbücher liebt. „Meine Favoriten kaufe ich aber auch in der gedruckten Ausgabe. Im Buch kann ich mein eigenes Tempo bestimmen oder auch einmal zurückblättern. Natürlich kann ich ein Audiobuch oder einen Podcast-Beitrag zurückspulen. Aber wer tut das schon?“

So hat alles seinen Platz. „Man darf die Medien nicht gegeneinander ausspielen. Vielmehr sollten wir sie klug miteinander kombinieren“, findet die Podcasterin, Leserin und Autorin Brigitte Hagedorn. Das Wissen sucht sich ohnehin seine eigenen Wege.

Brigitte Hagedorn
„Podcasting. Konzept, Produktion, Vermarktung“
mitp-Verlag, Frechen 2018 (zweite Auflage)

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